Ihre Musik - von uns professionell produziert

Carl Loewe, wurde am 30. November 1796 in Löbejün bei Halle/S. als 12. und jüngstes Kind des evangelischen Lehrers und Kantors Andreas Loewe geboren. Nach erstem musikalischen Unterricht beim Vater und Schuljahren in Köthen (1807-1810) kam er nach Halle an die Franckeschen Stiftungen und sang dort im traditionsreichen Stadtsingechor mit. Hervorragenden Musikunterricht erteilte ihn sein Lehrer Daniel Gottlob Türk, u. a. Direktor des Stadtsingechors und Universitäts-Musikdirektor. Durch ihn lernte er auch dessen Freund Johann Friedrich Reichardt kennen. Loewe begann in Halle seine ihn später berühmt machende sängerische Karriere als Tenor. Er erhielt 1814 die Stelle als stellvertretender Organist an der Markuskirche.
1817 begann Loewe Theologie zu studieren. 1820 kam er nach Prüfung durch C. F -Zelter, dem Direktor der Berliner Singakademie, und einer Empfehlung des renommierten Musikschriftstellers Adolph B. Marx als Organist an St. Jacobi nach Stettin, seiner Hauptwirkungsstätte. Bereits ein halbes Jahr später wurde er mit 24 Jahren zum überhaupt ersten städtischen Musikdirektor ernannt. 46 Jahre blieb Loewe in Stettin als Kantor, Organist und Gymnasiallehrer.
Nach einem Schlaganfall, 1864, konnte er seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Der Rat der Stadt Stettin entließ ihn daraufhin aus all seinen ämtern. Darüber verständlicherweise schwer erschüttert zog Loewe 1866 zu seiner Tochter nach Kiel, wo er am 20. April 1869 starb. Er wurde auf dem St. Jürgensfriedhof in Kiel beigesetzt und später in die Pommernkapelle der Nikolaikirche umgebettet. Sein Herz ruhte aber - bis zur Zerstörung der Kirche im 2. Weltkrieg - in einem Pfeiler "seiner" Orgel zu St. Jacobi in Stettin.

Loewe, Zeitgenosse u. a. von Schubert, Schumann, Mendelssohn-Bartholdy, Wagner und Brahms, gehört zu jenen Komponisten, deren Werke, sehr geachtet zu ihren Lebzeiten und viel gespielt, nach ihrem Tod nicht nur bald in Vergessenheit gerieten, sondern dazu noch zu Teilen bewusst ignoriert wurden und werden. Während sich das Balladenwerk Loewes bis heute uneingeschränkten Interesses erfreut, beruhen Vorbehalte, ja sogar Ablehnung gegenüber dem Instrumental- und insbesondere Oratorien-Schaffen des Komponisten nicht nur zu seiner Zeit sondern erst recht heute sicherlich auf Unkenntnis und dem Ansatz unausgewogener Wertungsmaßstäbe.

Da sich sein Geburtstag am 30. November 1996 zum zweihundertsten Male jährt, sind im Jubiläumsjahr selbstverständlich seine Balladen "Der Erlkönig", "Archibald Douglas", " Tom der Reimer" "Heinrich der Vogler", "Prinz Eugen",. um nur einige markante Stücke des "Schöpfers der Ballade" zu nennen - im Übrigen, welcher Musikinteressierte kennt nicht "Die Uhr" -, mit Recht fester Bestandteil zahlreicher Liederabende gewesen.

Fast völlig unbekannt ist jedoch immer noch sein Schaffen außerhalb der Balladen, das mehr als 150 Titel umfasst. Allein 17 Oratorien und sieben Opern (beide Gattungen allerdings in der Hauptsache dem Zeitgeschmack des 19. Jahrhunderts zugetan und somit heute weitgehend nur historisch zu betrachten) stehen neben dem brillianten Klavierkonzert A-Dur und der interessanten Symphonie d-Moll - beide Werke auf CD erhältlich - sowie zahlreichen Chorwerken und Kammermusiken.

Immerhin kam im Jubiläumsjahr das Singspiel "Die drei Wünsche" und das Monumental-Oratorium "Die Zerstörung von Jerusalem" (op. 30) in Bad Urbach und das Oratorium "Die sieben Schläfer" in Greifswald und Stettin zur Wiederaufführung.

Wenn z.B. "Die Festzeiten" [des Kirchenjahres] (op. 66) - nach 1845 noch relativ oft im Repertoire - auch erst 1996 anlässlich der Händel-Festspiele in Halle/S. wieder zu Gehör kamen, haben "Die Kleine Passionsmusik" und "Das Sühnopfer des neuen Bundes" (WoO, 1847) um die Jahrhundertwende und dann besonders vor dem 2. Weltkrieg bis heute in unregelmäßigen Abständen, wohl wegen der leichteren Aufführbarkeit, ein relativ breites Interesse gefunden.

Das hier vorgelegte Werk "Lobet den Herrn alle Heiden" (Psalm 117) ist der Schluß-Chor des ersten Teils (die Nr. 12 - musikalisch unerheblich gekürzt -) des oben erwähnten Passionsoratoriums "Das Sühneopfer des neuen Bundes" mit Klavier-/Orgel-Begleitung.

Loewe hat sein Oratorium für Chor, Solisten und Streichquartett komponiert. Ob er es noch selbst aufgeführt hat, läßt sich nicht nachweisen. Der Librettist des Werkes Wilhelm Telschow (1809-1872) war vermutlich Lehrer in Stettin. Die Hauptquelle für den Text des Werkes ist das Johannes-Evangelium synoptisch mit Teilen der anderen Evangelien sowie um Psalmstellen und paulinische Aussagen ergänzt.

1926 wurde das Gesamtwerk für großes Orchester von Friedrich Wilhelm Karl bearbeitet. In dieser Form entspricht es trotz der berechtigten Hinwendung zum Original wohl am ehesten dem romantischen Gesamtbild.

Im gleichen Verlag ist unter der Nummer JEG 9604 / 1996 der herrliche Schlußchor unter dem verlagseigenen Titel "Gott aber sei Dank" (= Nr. 46 des vorgenannten Oratoriums "Es wird gesäet verweslich" mit der großen Chorfuge "Der Tod ist verschlungen in den Sieg") für gemischten Chor mit Klavierbegleitung erschienen. Der JUBAL MusikVERLAG möchte durch seine Einzel-Editionen einer breiten Choröffentlichkeit Carl Loewes geistliches Chorwerk wieder nahe bringen und Sänger auch für diese romantische Musik neu begeistern.

Berlin, im Dezember 1996

Horst Brauner